1846 Gründung des „Turnverein zu Meißen“ – Am 15.07.1846 wird der „Turnverein Meißen“ durch den Bürgermeister Tzschucke, den Advokaten Lindner und den Porzellanmaler Ernst Schröter gegründet. Der Verein ist der erste städtische Turnverein in Meißen und entstand aus der sich im 19. Jahrhundert entwickelnden Turnerbewegung in Meißen.
1873 Trennung vom „Turnverein zu Meißen“ und Gründung des Turnvereines „Frisch Auf“ – Die Malerriege (eine Gruppe aus Angehörigen der Porzellanmanufaktur) des „Turnverein zu Meißen“ gründen am 03.10.1873 den neuen Turnverein „Frisch Auf“. Zunächst trainieren beide Vereine immer noch gemeinsam, so dass der „Turnverein zu Meißen“ 1875 die Mitbenutzung seiner Übungsräume ankündigt. „Frisch Auf“ turnt daraufhin bis 1875 im zweite Obergeschoss der Franziskanerkirche, ab 1875 im Elbschlösschen‚ ab 1977 in der Ausstellungshalle Geißlers Etablissement (später Kaisergarten) am Bahnhof und ab 1879 in der neu erbauten Turnhalle der Neumarktschule. „Frisch Auf“ entwickelt sich zum populärsten und mitgliederstärksten Turn- und Sportverein Meißens.
1888 Erweiterung des Vereines – Im Mai 1888 wird zunächst eine Damenabteilung eingeführt. Im August folgt das Kinderturnen, an dem über 600 Kinder teilnehmen. Außerdem werden öffentliche Veranstaltungen wie Theateraufführungen organisiert, um die Vereinskasse für den Bau einer Turnhalle zu füllen.
1894 Beschluss zum Bau einer Turnhalle – Da nach wie vor eine geeignete und feste Turnräumlichkeit fehlt und für die Trainingsaktivitäten nur alternative Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, beschließt die Hauptversammlung am 31.03.1894 den Bau einer Turnhalle auf dem Jüdenberg. Der Stadtrat genehmigt die Pläne zum Bau der Turnhalle am 05.12.1894.
1894 Ideenfindung und Bauplanung – Zur Ideenfindung besichtigen der Abgeordnete Richter und der Abgeordnete und spätere Vereinsvorsitzende Bernhardt im Mai die neu erbaute Turnhalle in Leipzig. Im Juni erhält Stadtbaumeister Frey den Auftrag, einen Plan mit Kostenvoranschlag für eine Turnhalle zu erstellen. Am 14.07.1894 werden die Baupläne mit dem Gesamtkostenvoranschlag (ca. 62 000 Mark) der Versammlung vorgelegt.
1895 Baustart der Turnhalle – Am 27.03.1895 wird Baumeister Gröschel mit dem Bau der Turnhalle beauftragt und bereits wenige Tage später, am 01.04.1895, beginnt der Bau. Die Grundsteine für die Halle werden am 15.05.1895 gelegt. Die Bauzeit beträgt insgesamt 6 Monate, sodass am 06.10.1895 die neue Turnhalle des Turnvereins „Frisch Auf“ mit damals 407 Mitgliedern eingeweiht werden kann. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 42 000 Mark für die Turnhalle, 16 000 Mark für die Anlegung des Sportplatzes und 4 000 Mark für die Sportgeräte. Aufgrund der hohen Verschuldung muss der Verein weiterhin Theatervorführungen, Karnevalsveranstaltungen, Auftritte der Stadtkapelle, Sommer- und Herbstfeste organisieren und durchführen. Zudem werden Schauturnvorführungen in der Turnhalle eingeführt und ab 1895 wird die Halle für den Schulsport der Realschüler genutzt. Die Jahnhalle ist die erste Vereinsturnhalle in Meißen und zudem bis in die 1970er-Jahre die größte Turnhalle und Trainingsstätte der Stadt.
1899 Schuppengebäude – Ergänzend wird hinter der Turnhalle ein Schuppengebäude errichtet.
1909 Erweiterung des Sportplatzes – Der Sportplatz wird um eine 250-Meter-Bahn, eine 100-Meter-Sprintstrecke, einen Kugelstoßplatz und eine Sprunggrube erweitert. Zudem erhält der Sportplatz ein Nebengebäude und einen Unterstand.
1911 Vereinigung der Turnvereine und weiterer Schulsport: Der Turnverein Meißen und der Turnverein Jahn schließen sich aus Mangel an Mitgliedern und Trainingsmöglichkeiten dem Turnverein „Frisch Auf“ an.
Der Turn- und Spielplatz des Turnvereins „Frisch Auf“ wird vom Realgymnasium einschließlich der Realschule jeden Dienstag von 15:00 bis 17:00 Uhr genutzt. Bei schlechtem Wetter kann auch die Turnhalle genutzt werden. Der dafür abgeschlossene Pachtvertrag läuft bis 1918 und der Verein erhält einen finanziellen Ausgleich von der Stadt Meißen.
1921 Ehrendenkmal – Zum Gedenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Vereinsmitglieder wird ein Denkmal errichtet, das heute nicht mehr erhalten ist.
1930er Erweiterung der Sparten – Das Sportangebot des Vereins „Frisch Auf“ wird vergrößert, indem die Sportarten Schwimmen, Wandern und Leichtathletik mit in das Programm aufgenommen werden.
1945 Verbot von „Frisch Auf“ und Wiedergründung – Nach dem Krieg wird der Turnverein „Frisch Auf“ verboten. Dies geschieht vermutlich im Zuge der Entnazifizierung durch die Sowjetunion mit dem Ziel, alle nationalsozialistischen Strukturen zu beseitigen. Daraufhin wird der BSG Chemie Meißen gegründet, um die Idee des altehrwürdigen Turnvereins nicht untergehen zu lassen. Im gleichen Jahr geht die Turnhalle in den Besitz der Stadt über. Sie wird aber über die Jahre hinweg weiterhin als Trainingsstätte für verschiedenste Sportarten und Vereine sowie für den Schulsport genutzt.
Erst 1992 wird „Frisch Auf“ wieder gegründet. Dies wird am 11.11.1992 durch die Gründerversammlung mit der neuen Satzung von „Frisch Auf“ besiegelt. Die Gründungsmitglieder sind Rolf Hörnig, Axel Mierisch, Helga Weber, Rainer Hampel, Georg Liebisch, Doris Wolf und Emil Rößler. Am 06.01.1993 wird der Verein offiziell in das Vereinsregister eingetragen.
Die Jahnhalle zu DDR Zeiten
1952 Umbenennung in Jahnhalle – Zu Ehren von Turnvater Jahn wird die Turnhalle 1952 anlässlich seines 100. Todestages in die „Friedrich-Ludwig-Jahn-Turnhalle“ umbenannt. Nach 1990 wird sie wieder als Turnhalle „Frisch Auf“ bezeichnet. Heute ist die Turnhalle allgemein als Jahnhalle bekannt.
1957 Erstes Hallenturnfest – Die Idee des Hallenturnfestes stammt aus anderen Gemeinden und Städten, in denen Hallenturnfeste als turnerischer Höhepunkt Tradition haben und wird für die Jahnhalle übernommen. So finden am 03.02.1957 erstmals Schülerwettkämpfe mit 78 Teilnehmern aus Sörnewitz, Coswig, Nossen und Meißen in drei Kategorien (Anfänger-, Fortgeschrittenen- und Leistungsturnen) in der Jahnhalle statt. Die bekannteste Turnerin, die an diesen Wettkämpfen teilnimmt, ist die spätere 4-fache Deutsche Meisterin Helga Findeisen (geb. Dießner).
1958 Kunstradfahren – 1958 werden die drei Abteilungen Fahrradfahren, Kunstradfahren und Reigenfahren (Damen) aufgenommen. Unter der Leitung von Kurt Deichmann wird in der Halle trainiert. Zusätzlich trainiert Herr Haarig die Radballmannschaft. In den folgenden Jahren bemüht sich die Damenmannschaft sogar um die Teilnahme an den deutschen Meisterschaften im Reigenfahren.
1959 Rolf Hörnig – Rolf Hörnig, Sportlehrer und Vereinsvorsitzender des BSG, übernimmt die Sektion Turnen & Gymnastik und mit ihm beginnt eine neue Ära. Mit Unterstützung des technischen Leiters Martin Lösche werden die Hallenturnfeste revolutioniert. Der Erfolg zeigt sich in vier Hallenturnfesten mit ca. 170 Teilnehmern und vielen Zuschauern auf der Galerie der Jahnhalle.
1960-1962 Aktive Volleyballturniere – Der Volleyballverein, der normalerweise in der LPG-Hochschule trainiert, nutzt für diesen Zeitraum die Jahnhalle als Trainingsstätte. Darüber hinaus finden in der Halle Volleyballturniere statt, die auch über den Zeitraum hinaus weitergeführt werden.
1970 Rollkunstlauf – Herr Lässig führt das Rollkunstlaufen ein, das regelmäßig dreimal wöchentlich in der Halle trainiert wird. Außerdem werden als Höhepunkte Rollfaschinge veranstaltet.
1971 Schließung der Jahnhalle – Aufgrund von technischen Schwierigkeiten muss die Jahnhalle für den Vereinssport geschlossen werden. Nach Reparatur der Heizungsanlage kann die Halle jedoch ein Jahr später wieder geöffnet werden. Während der Schließung werden die Wettkämpfe in andere Turnhallen verlegt.
1982 DDR-offene Wettkämpfe – In der Jahnhalle werden zum ersten Mal DDR-weite Wettkämpfe ausgetragen. Bis dahin wurden in der Jahnhalle ausschließlich Kreis- und Bezirkswettkämpfe durchgeführt. Im Jahr darauf wird mit 200 Turnern sogar ein Teilnehmerrekord aufgestellt. Zudem wird erstmals der „Pokal der Meister“ ausgetragen.
Die Jahnhalle nach der Wiedervereinigung
1990 Hallenturnfest deutschlandweit – Nach der Wiedervereinigung wird erstmals ein gesamtdeutsches Hallenturnfest durchgeführt.
1992 Teilschließung – Aufgrund des zunehmend maroderen Bauzustandes der Jahnhalle und den damit verbundenen Problemen wird die Nutzung der Jahnhalle für den Sportbetrieb reduziert. Die Verlegung vieler Sportangebote in alternative Trainingsstätten ist die Folge.
2002 Wiedernutzung als Verein- und Schulsporthalle – Durch das Hochwasser in Meißen im August 2002 wird die Neumarkt-Turnhalle beschädigt, wodurch es wieder zur verstärkten Nutzung der Jahnhalle kommt. Daraufhin trainiert der TSV Meißen bis 2005 in der Jahnhalle.
Darüber hinaus wird die Jahnturnhalle für den Sportunterricht der Schulen in allen Sportarten genutzt, z.B. von 2001 bis 2003 für die Außenstelle des Franziskaneums am Neumarkt. Auf dem Außengelände wird Leichtathletik mit 100-Meter-Lauf, 1000-Meter-Lauf und Weitsprung durchgeführt und in der Jahnhalle finden Volleyball, Fußball, Basketball und Turnen statt.
2005 Schließung der Jahnhalle – Nach der Wende wird die Jahnhalle baulich vernachlässigt. Neben dem Grünbewuchs an den Außenwänden, defekten Fallrohren und feuchten Wänden stellt vor allem der Befall des Gebäudes mit dem Echten Hausschwamm ein großes Problem dar, sodass die Halle geschlossen werden muss.
2005 – 2008 Versuch der Rettung – Das Interesse der Stadt, die Jahnhalle zur Nutzung als Sportstätte zu erhalten, ist gering, da neu errichtete Sportstätten zur Verfügung stehen. Zudem ist die Schwammsanierung für die Kommune finanziell nicht zumutbar. Doch viele Meißner sind am Erhalt der Halle interessiert, da sie die architektonische Schönheit des Gebäudes kennen und einen persönlichen Bezug dazu haben. Rainer Hampel, Vorsitzender des TSV Meißen, engagiert sich für den Erwerb der Jahnhalle von der Stadt Meißen. Dies bleibt jedoch ohne Erfolg. Allerdings erhält ein anderer Sportverein, der Verein Dynamo-Fußballclub Meißen, im Jahr 2008 die Jahnhalle samt Grundstück für 1 € von der Stadt.
2015 Stadt erhält Jahnhalle zurück – Die Pläne des Dynamo-Fußballverein Meißen sehen vor, auf dem Gelände ein Sportgymnasium zu errichten. Das Projekt kommt jedoch nur schleppend voran und die Finanzierung ist offen. Immer wieder kommt es zu Vandalismusschäden an der Halle. Schließlich geht die Jahnhalle 2015 im verfallenen Zustand an die Stadt zurück. Gründe dafür sind nicht tragbare Kosten und personelle Engpässe.
Von der Bürgerinitiative zur Bürgerstiftung Meißen
2015 Jahnhalle und Sportplatz zum Verkauf – Ende September 2015 wird die Jahnhalle zum Verkauf ausgeschrieben, woraufhin sich verschiedene Bauträger mit unterschiedlichen Konzepten bewerben. Es bildet sich jedoch eine Gruppe von engagierten Meißnerinnen und Meißnern, die ein alternatives Konzept zum Erhalt der Jahnhalle vorstellt. Am 30.09.2015 bewirbt sich die „Initiative Bürgerstiftung Meißen“ mit der Idee „Bewegungslandschaft Jahnhallen-Areal“ um das Gelände.
Es folgen eine zweite und dritte Bewerbungsrunde um die Jahnhalle, aus denen im Ergebnis die Bürgerstiftung Meißen als Gewinner hervorgeht. Das bürgerschaftliche Engagement kann sich gegenüber Bauträgern durchsetzen. Ein großer Erfolg für die Engagierten, der zu einem Umdenken in Verwaltung und Stadtrat führt.
2018 Bauantrag und erst Bauerfolge – Am 26.06.2018 wird der Bauantrag für die Jahnhalle bei der Stadtverwaltung eingereicht, welcher ca. 8 Monate später am 13.02.2019 genehmigt wird.
Im Rahmen der Arbeitseinsätze und Aktionstage entstehen auf dem Jahnhallen-Areal unter der Mitwirkung von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern die ersten Spielgeräte wie z. B. die Slackline-Anlage. Ebenfalls werden die ersten Spielelemente entlang der Justusstufen erbaut.
2019 – 2022 Sicherung und Sanierung – Dank der zahlreichen Förderung mit öffentlichen und privaten Mitteln sowie tatkräftiger, ehrenamtlicher Unterstützung nimmt das Jahnhallen-Areal Schritt für Schritt Gestalt an.
Um das Gebäude zu sichern und wieder einer Nutzung zuzuführen, waren unter anderem folgende Baumaßnahmen erforderlich:
- Beseitigung des Hausschwamms
- Einbringen des neuen Hallenbodens/der Kellerdecke
- Statische Ertüchtigung und Sanierung der Galerie
- Trockenlegung und Entwässerung
- Erneuerung von Dach, Dachstuhl, Fassade und Fenstern
Der ehemalige Sportplatz kann bereits für Sport und Spiel sowie für Veranstaltungen genutzt werden. Dort lädt eine Multisportanlage zum Ballspielen ein, an verschiedenen Fitnessgeräten kann trainiert werden, Kinder können mit ihren Eltern schaukeln und die Kleinsten im Sandkasten spielen. Als Ziel für die Fertigstellung hat sich die Bürgerstiftung Meißen das Jahresende 2024 gesetzt.
Der Vorstand der Bürgerstiftung Meißen bedankt sich bei allen, die die Idee für die „Bewegungslandschaft Jahnhallen-Areal“ mit auf den Weg gebracht haben, sie unterstützen und weitertragen: Stifterinnen und Stiftern, ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, öffentlichen und privaten Förderern und Spenderinnen.
- SAB Stadtumbau Programm WEP
- Beauftragte des Bundes für Kultur und Medien (BKM)
- Freistaat Sachsen
- Landesamt für Denkmalpflege Sachsen
- Stadt Meißen
- Deutsche Stiftung Denkmalschutz
- ELZET Stiftung Stuttgart
- Emma-und-Otto-Horn-Stiftung
- Prof. Otto Beisheim Stiftung
- Meißner Sparkassenstiftung
- SEEG Meißen mbH
- Meißner Stadtwerke GmbH
- GOFUS e.V.
- Fanta Spielplatz-Initiative
- Und private Geld-, Leistungs-, Sach- und Zeitspender
Die Zahl unserer Förderer steigt stetig. Bitte haben Sie daher Verständnis dafür, dass diese Auflistung keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann. Sollte Ihnen auffallen, wen oder was wir vergessen haben, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung. Wir freuen uns über Ihre Hinweise!